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Ein wenig Neurobiologie

Verschiedene Hirnstrukturen spielen eine Rolle bei Traumatisierungen. Auf die wichtigsten gehe ich hier kurz ein:

Amygdala: Die Amygdala ist eine Kernstruktur im Gehirn, die eine zentrale Rolle bei der Verarbeitung von Emotionen, insbesondere von Angst, spielt. Sie ist eine Art „Wächter“ unseres Gehirns, der andere Strukturen, die zum Beispiel Kampf oder Fluchtreaktionen ermöglichen, schnell aktiviert, falls Gefahr droht. Nach traumatischen Ereignissen ist die Amygdala oft überaktiviert, was zu intensiven und überwältigenden emotionalen Reaktionen führen kann, auch in Situation, in denen gar keine reale Gefahr droht. Man könnte auch sagen, die Amygdala macht ihren Job dann eher zu gut. Eine wichtige Aufgabe der Traumatherapie ist es, diese Überreaktion wieder zu regulieren.

Abbildung der „Mandelkerne (Amygdala) – Quelle: Wikipedia

Präfrontaler Kortex: Der präfrontale Kortex ist für höhere kognitive Funktionen, die Regulation von Emotionen und die Entscheidungsfindung verantwortlich. Traumatische Erfahrungen können die Funktion des präfrontalen Kortex beeinträchtigen, was zu Schwierigkeiten bei der emotionalen Regulation, Impulskontrolle und der Bewältigung von Stress führen kann. Er spielt eine wichtige Rolle, eine „Alarmmeldung“ der Amydala einzuordnen, und diese -falls er keine Bedrohung erkennt- wieder runter zu regulieren. Ist der präfrontale Kortex in seinen Funktionen jedoch beeinträchtigt, erschwert sich die Amygdalaregulation.

Hippocampus: Der Hippocampus ist eine Region im Gehirn, die für das Lernen und die Bildung von Gedächtnisinhalten, insbesondere für das episodische Gedächtnis, verantwortlich ist. Infolge von Traumatisierung kann der Hippocampus beeinträchtigt werden, was zu Gedächtnisproblemen und Schwierigkeiten führen kann, das traumatische Ereignis zu verarbeiten und zu integrieren. Der Hippocampus von Traumatisierten ist oft im Volumen reduziert. Diese Verringerung des Hippocampus-Volumens wird mit der Schwere und Dauer der Traumatisierung in Verbindung gebracht. Eine verkleinerte Hippocampusgröße kann sich auf die Gedächtnisfunktion und die Verarbeitung von emotionalen Erlebnissen auswirken.

Lage des Hippocampus im Gehirn Quelle: Wikipedia

Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA-Achse): Die HPA-Achse ist ein komplexes neuroendokrines System, das an der Stressreaktion beteiligt ist. Bei Traumatisierung kann es zu einer Dysregulation der HPA-Achse kommen, was zu einer erhöhten Freisetzung von Stresshormonen wie Cortisol führen kann. Dies kann langfristige Auswirkungen auf die Stressbewältigung und die allgemeine physiologische Gesundheit haben.

Neurotransmitter: Verschiedene Neurotransmitter spielen eine wichtige Rolle bei der Regulation von Stimmung und Emotionen. Bei Traumatisierung können Ungleichgewichte in den Neurotransmittersystemen auftreten, insbesondere im Serotonin-, Dopamin- und Noradrenalin-System, was zu Stimmungsschwankungen und -störungen und anderen psychischen Symptomen führen kann.

Nicht alle traumatisierten Personen weisen zwangsläufig diese spezifischen neurobiologischen Veränderungen auf. Die Auswirkungen von Traumata können von Person zu Person stark variieren, und viele Faktoren spielen eine Rolle bei der individuellen Reaktion auf traumatische Ereignisse.